Herkunft und Bedeutung

Wann die Gründung des alten Kirchdorfes Barskamp erfolgte, dessen Schreibweise sich im Laufe der Zeit von Berscamp über Berscampe und Beschampt in Barskamp geändert hat, läßt sich nicht mehr feststellen. [Anm. TW: siehe auch Barskamper Chronik]

Erstmals im Jahre 1200 ist der Name Barskamp in einer Urkunde enthalten, in der ein Wasmodus de Berscampe, offenbar ein Mitglied des Lüneburger Stadtrates, mit unterschrieb, als Wilhelm von Lüneburg dem Kloster Lüne Salzgüter bestätigte.

Herkunft und Bedeutung:

1209 in nemore (Wald) in Berscam
1310 (Urkundenbuch Scharnebeck) in villa Berscampe
1330/52 to Berscampe
1375 to Berdorp in parrochia Berscampe
1563 Barschampe
Jener “nemus” (Wald) von 1209 ist das, was 1776 östlich und südlich des Ortes (Barskamp) „Barscamper Wold“ heißt.

Ein Kamp ist ein eingezäuntes Stück Land, das als Acker, Weide, Wiese, als Hölzung usw. dient.

In dem ersten Wortteil – Ber(s) – sieht Bückmann den alten Namen des Ebers, des männlichen Zucht- oder Wildschweins, da dass in der Gänze des Ortes so viel wie Eberskamp bedeutet – eine einleuchtende Erklärung.

Auffällig ist aber die älteste überlieferte Form des Ortsnamens: Berscam, ohne End-„p“. Wenn das kein zufälliger Schreibfehler ist, sondern eine legitime Wortform, so hätte man für cam nach einer anderen Erklärung zu suchen. Es böte sich etwa, dass alte niederdeutsche Wort kove(n)/kave(n) an hochdeutsch der Koben), das Kück unter der Form Kab’n und Kam führt. Es hat die Bedeutung sowohl von Hütte, Häuschen, Verschlag als auch Gemach. Läge diese zusammengezogene Form „Kam“ statt „Kabe(n) vor, so hätten wir es in dem Namen unseres Ortes nicht mit einem Ebers-kamp, sondern mit einem Ebers-kaben zu tun, dem sich ein solcher Name wie Hitz kar ( Hitzker bei Westergellersen) = Ziegenverschlag zur Seite stellen ließe. – Die späteren Namensformen mit -kamp müssten dann als Entstellung oder Umdeutung des ursprünglichen Namens gefasst werden.

Das Wort „kaven“ ist bei uns bodenständig, d. h. germanisch, während das Wort „Kamp“ zugewandert ist. Es stellt ein altes Lehnwort aus lateinisch „campus“ in seiner nachklassischen Bedeutung „ eingehegtes Stück Feld“ (so Kluge) dar; Bach (§ 658 S.437) bemerkt dazu: „Kamp gehört in einer Bedeutung‚ umzäuntes Einzelgrundstück’ dem köllnisch-niederrheinischen Kulturraum an und ist dort seit der römischen Zeit bewahrt. „Von dort wird es in Zeit – die wohl nicht leicht näher zu bestimmen ist – in unseren Bereich eingewandert sein.
Aus: Orts- und Gewässernamen im Landkreis Lüneburg.
Erscheinungsdatum: 1988


In der Kirchenchronik, die seit 1667 geführt wurde, anfänglich von Pastor Henricus Banse, steht geschrieben:

Über die Deutung des Nahmens Barskamp gibt es unterschiedliche Ansichten. „Der Ursprung des Nahmens Berscampe sol, wie gesaget wird, herkommen von einem Edelmann, welcher Behr geheißen, und auff dem hart an der Kirche liegenden Hoff von Peter Tippe seinen Sitz soll gehabt haben, daher dieser Ort Berscampe genennet wird. Andere wollen, der Nahme komme daher, dass in dem nachherumliegenden Walde viel wilde Bähren sich auffgehalten.”

Der Rundling
Ursprünglich war Barskamp wohl ein Rundling, jedoch mit einer rechteckigen Ausformung des zentralen Dorfplatzes, wie auf dem Aquarell von 1870 erkennbar ist.

Lageplan von 1881 bzw.1910, gefunden im Kreisarchiv, Ödeme, überflüssige Angaben wurden retuschiert.
Lageplan von 1881 bzw.1910, gefunden im Kreisarchiv, Ödeme, überflüssige Angaben wurden retuschiert.

Bei einem Rundling liegt das Ackerland hinter den Bauernhäusern, dies war auch in Barskamp der Fall.
Nur die Kirche mit dem ursprünglichen Kirchhof, die Windmühle und der Vogthof standen etwas außerhalb des Dorfkerns.
Das ehemalige Pfarrhaus war Bestandteil des Rundlings.
Der Ortskern besteht aus mehr oder weniger gut erhaltenen, aber zum Teil auch häufig veränderten Fachwerkhäusern, die Bauern, Kötnern und Handwerkern gehört haben. Handwerker betrieben in der Regel eine Nebenerwerbs-landwirtschaft.
Ortstypisch sind die zum Teil noch gut erhaltenen Tore, Türen, Fenster und Mauern. Häufig werden die Bauernhäuser von mächtigen Eichen als Blitz- und Brandschutz umsäumt.
Die meisten der Häuser wurden um 1848 errichtet, nachdem ein Großbrand Teile der früheren Bausubstanz vernichtet hatte.
Häufig besteht das Dorf aus Gebäuden, die in der Jahrhundertwende errichtet wurden, mit entsprechenden Mauerwerksverzierungen, aber es wurden auch in dieser Zeit noch Fachwerkgebäude errichtet. Inzwischen dürfte eine Mehrzahl von Neubauten errichtet sein.
11 Häuser brannten im 2. Weltkrieg ab und wurden im Stil der 50-60er Jahre neu errichtet.
Inzwischen ist das Dorf ein Haufendorf bzw. eine Mischform aus mehreren Siedlungsformen.

Die historischen Bauernhäuser in Barskamp
In Barskamp, gibt es noch einige alte, historische Bauernhäuser. In der Regel sind dies Hallenhäuser. Einige sind denkmalgeschützt.

Das Hallenhaus = Niedersächsisches Bauernhaus hat ein Verbreitungsgebiet, das grob dem ursprünglichen niederdeutschen Sprachraum entspricht.

Verbreitung des Hallenhauses auch Niedersachsenhaus genannt. Dieses Werk ( Karte) wurde von seinem Autor AxelHH als gemeinfrei veröffentlicht . Dies gilt weltweit.
Verbreitung des Hallenhauses auch Niedersachsenhaus genannt. Dieses Werk ( Karte) wurde von seinem Autor AxelHH als gemeinfrei veröffentlicht . Dies gilt weltweit.

Das Hallenhaus hat ein Verbreitungsgebiet, das grob dem ursprünglichen niederdeutschen Sprachraum entspricht und sich auf fast 1.000 km Länge erstreckt. Im Westen reicht es noch ein Stück in die Niederlande hinein, wobei die dort üblich geringere Höhe von Giebel und Dachboden die zeitigere Entwicklung von der Selbstversorgung zur Marktorientierung widerspiegelt. Vom Niederrhein bis ins westliche Mecklenburg ist das Hallenhaus der dominierende Haustyp.

Hallenhäuser werden wegen des regionalen Bezuges auch zumeist niederdeutsches Hallenhaus (Auch Niedersachsenhaus) genannt.
Da das Hallen- oder Langhaus das Wohnen, die Stallungen und das Erntelager unter einem Dach verbindet, deshalb wird es auch als Wohnstallhaus bezeichnet.

Das Hallenhaus ist bauähnlich, zum jungsteinzeitlichen Langhaus. Das Langhaus tauchte erstmals in der bandkeramischen Kultur vor 7.000 Jahren auf. Mit dem Übergang der Landwirtschaft zu Dauerfeldern wurde das Vieh mit ins Haus genommen. Zunächst wurde das Vieh über Nacht in Pferchen untergebracht.

©Jochen Wenk, aus dem Langhaus hat sich das Hallen- oder Niedersachsenhaus entwickelt.
©Jochen Wenk, aus dem Langhaus hat sich das Hallen- oder Niedersachsenhaus entwickelt.

Rechts und links liegen im Hallenhaus die Viehställe. Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde, nicht jedoch Schweine, da wäre die Geruchsbelästigung zu stark.

Schnitte, Zwei, drei und Vierständerhaus, Quelle, Wikipedia
Schnitte, Zwei, drei und Vierständerhaus, Quelle, Wikipedia
Grundriss, Vierständerhaus, Quelle, Wikipedia
Grundriss, Vierständerhaus, Quelle, Wikipedia
© Jochen Wenk, zwei Ständerhaus mit seitlichem Tor
© Jochen Wenk, zwei Ständerhaus mit seitlichem Tor
© Jochen Wenk, vier Ständerhaus mit Giebelseitiger Grotdör
© Jochen Wenk, vier Ständerhaus mit Giebelseitiger Grotdör
Diele mit seitlichen Ställen aus Niedersächsische Dörfer, Wohn- und Arbeitsgebäude. Zusammenstellung von kirchner-raddestorf und aus Wikipedia
Diele mit seitlichen Ställen aus Niedersächsische Dörfer, Wohn- und Arbeitsgebäude. Zusammenstellung von kirchner-raddestorf und aus Wikipedia
Diele mit seitlichen Ställen aus Niedersächsische Dörfer, Wohn- und Arbeitsgebäude. Zusammenstellung von kirchner-raddestorf und aus Wikipedia
Diele mit seitlichen Ställen aus Niedersächsische Dörfer, Wohn- und Arbeitsgebäude. Zusammenstellung von kirchner-raddestorf und aus Wikipedia
Fleet, aus Niedersächsische Dörfer, Wohn- und Arbeitsgebäude. Zusammenstellung von kirchner-raddestorf und aus Wikipedia
Fleet, aus Niedersächsische Dörfer, Wohn- und Arbeitsgebäude. Zusammenstellung von kirchner-raddestorf und aus Wikipedia

Besondere Eigenschaft des Hallenhauses ist seine Längsteilung. Sie werden auch als Fachhallenhaus bezeichnet. In der wissenschaftlichen Bezeichnung steht Fach nicht für das Fachwerk der Wände, sondern für die Gefache zwischen zwei Holzständerpaaren der Dielendecke und Hausdach.

Der Begriff Halle ergibt sich aus der großen Deele (Diele).

Die dreischiffigen Langhäuser des Vormittelalters waren in fast ganz Nordwesteuropa verbreitet. Ihre Dachkonstruktion ruhte auf in die Erde gegrabenen Pfosten und war daher nicht sehr dauerhaft und wenig tragfähig. die Häuser hatten zwar schon ein Sparrendach, aber noch keinen Dachboden zum Lagern der Ernte. Die Außenwände bestanden aus Flechtwerk.

© Wikipedia auch in Academica, Stroh- und Heu wurden auf dem Dachboden gelagert.
© Wikipedia auch in Academica, Stroh- und Heu wurden auf dem Dachboden gelagert.

Bei Bauernhäusern in Norddeutschland wurden erst ab dem 13. Jahrhundert Ständer verwandt, damit konnten die Häuser auch einen belastbaren Dachboden bekommen.
Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Technik des Fachwerkbaus weiter perfektioniert. Das wesentlichste, aber von außen nicht erkennbare, bauliche Merkmal des Haustyps ist die Holz-Innenkonstruktion in Ständer- bzw. Stützenbauweise. Im Gegensatz zu Pfosten sind Ständer hoch belastbar und könne mehrere hundert Jahre halten. Dies ist der tragende Teil des gesamten Gebäudes.
Anfänglich bestanden die Stützen aus dem sehr beständigen Eichenholz, ab dem 18. Jahrhundert auch aus geringerwertigem Kiefernholz. Zum Schutz vor Nässe ruht der Holzaufbau auf etwa 50 cm hohen Bruchsteinfundamenten, oft aus Feldsteinen.

Die nicht tragenden Außenwände des Gebäudes sind als Fachwerk ausgeführt, wobei dessen Zwischenräume (Gefache) ursprünglich mit einem Weidengeflecht und Lehmbewurf und später mit Mauerwerk ausgefüllt wurden.
Das Giebelfachwerk weist insbesondere im Niedersächsischen Wendland eine Besonderheit auf: Die Gefache sind sehr viel enger und regelmäßiger verzimmert als bei den Bauernhäusern im restlichen Niedersachsen.

Selbst umgebaute Niedersachsenhäuser sind heute noch gut an ihrem großen Einfahrtstor der „Grotdör” (der großen Dielentür) an der Giebelseite zu erkennen. Ein weiteres Merkmal ist das weit heruntergezogene, großflächige Dach.
In Barskamp befindet sich das große Einfahrtstor ab und zu an der straßenabgewandten Seite des Gebäudes.
Üblicherweise stehen auf den Giebelseitigen Querbalken über dem Dielentor ein Hausspruch mit Hinweisen auf den Bauherrn, das Baujahr und manchmal auch auf Ereignisse wie Brände etc. Aber in der Mehrzahl, ist es ein christlich geprägter Spruch.

© Jochen Wenk, Querbalken über dem Dielentor
© Jochen Wenk, Querbalken über dem Dielentor

Das Dach war traditionell mit Stroh, seltener mit Reet gedeckt. Erst in der Neuzeit wurde das Dach mit Tonpfannen manchmal auch mit Schiefer, eingedeckt.

Um die Kanten (First, Grat) des Stroh – oder Reetdaches vor dem Ausfransen durch Windböen zu schützen, wurden diese oft mit Windbrettern (auch Windfedern genannt) eingefasst.
Häufig sind gekreuzte Pferdeköpfe an diesen Windbretter, am Giebelfirst zu finden.

© Jochen Wenk, gekreuzte Pferdeköpfe mit Eulenloch
© Jochen Wenk, gekreuzte Pferdeköpfe mit Eulenloch

Die Verehrung des Pferdes hat ihren Ursprung in der indogermanischen Mythologie. Bereits die Siedler der Bronzezeit (3000 bis 1000 vor Christus) kannten Pferdeköpfe als Giebelschmuck, (seltener auch Köpfe anderer Tiere wie die Gekrönte Schlange, sie kommt im slawischen, wendischen Spreewald vor).

Unterhalb der Windbretter des Hauses befand sich traditionell oft eine Öffnung, das Eulenloch. Auf Plattdeutsch „Uhlenlock”. Der kleine Durchlass an der Giebelspitze des Reetdaches diente früher sowohl als Rauchabzug (die frühen Bauernhäuser hatten noch keinen Schornstein) als auch für die Licht- und Luftzufuhr auf den Dachboden. Durch diese Öffnung konnte der Rauch des Herdes abziehen und die Schleiereulen oder Steinkäuze, hatten hier ihren Zugang, sie hielten das Erntegut das sich in der Regel auf dem Dachboden befand, mäusefrei.

Auch Storchennester auf dem First waren üblich, die Bauern ermöglichten dies durch das Aufsetzen von Nisthilfen wie Wagenrädern.
Wer ganz durch die Diele geht, landet im „Flett”, einem quer zur Längsachse gelegenen Raum, in dem sich anfangs eine offene Feuerstelle befand.
Ab dem 16. Jahrhundert bauten viele Inhaber hinter dem Flett ein neues Kammerfach mit Zimmern für sich und die Familie an.

Die Firste verraten regionale Handwerksfinesse.

Die Gestaltung des Firstes ist eine Kunst für sich. Denn der oberste Teil des Daches ist zugleich sein empfindlichster. Er muss besonders vor Sturm und Regen geschützt werden.
Heidekraut auf dem First hat seinen Ursprung in der niedersächsischen Heide Region. Ein Heidekrautfirst hält etwa zehn Jahre, zwischendurch muss aber „nachgestopft” werden, weil das Kraut zusammensackt.

Häufig bauten sich auf dem First Störche ein Nest oder erhielten durch die Menschen eine Nisthilfe mittels eines Wagenrades. Immer mehr Althausbesitzer nutzen, oft mithilfe der lokalen Feuerwehren, die Möglichkeit, ein Storchennest auf ihrem Dach zu befestigen. Das ist gute alte ländliche Tradition. In Barskamp gibt es inzwischen kein Storchennest mehr.
Hofbäume sollten die angrenzenden Gebäude und den für das bäuerliche Leben wichtigen Vorplatz beschatten.

© Jochen Wenk, Eichen umsäumen Bauernhäuser als Brandschutzmaßnahme
© Jochen Wenk, Eichen umsäumen Bauernhäuser als Brandschutzmaßnahme

Vor der Westseite der Wohn- und Wirtschaftsgebäude, also der Wetterseite, stand vielfach eine Baumreihe, aus Linden oder Eichen, die Schutz vor der Witterung und Blitzeinschlag bieten sollten. Zudem wuchsen einzelne Eichen, Buchen und Eschen, die hauptsächlich der Sicherung des eigenen Bau- und Möbelholzbedarfs dienten.